intensive Gefühle

Viele Hochbegabte Kinder denken schneller, sie fühlen intensiver, sie brauchen mehr.

 

Von einem Extrem ins andere.

 

Der tägliche Spießruten Lauf der Eltern. Während sich alle freuen auf die Ferien, freuen manche Kinder sich so extrem, dass es schwerfällt neben ihnen die Freude überhaupt anzunehmen.

Die Aufregung auf Weihnachten oder den Geburtstag wird so intensiv, manchmal schon Wochen vor dem eigentlichen Termin, dass Eltern und Geschwister die Lust auf den besonderen Tag bereits vorher vergangen ist.

Während andere Kids sich nach den Ferien auf die Schule freuen, ist der Übergang für sensible Kinder manchmal gar nicht so einfach. Schon in den Ferien wird sich Gedanken gemacht, wie es wohl werden wird nach so langer gemeinsamer Zeit als Familie, dann endlich wieder Freunde treffen zu können, ohne dass Mama oder Papa dabei ist.

 

Der Lockdown im letzten Jahr trägt sein Übriges dazu bei.

 

Für so manches feinfühlige Kind wäre ein sanfter Übergang bedeutend einfacher. Zumindest von den Ferien zurück in die Schule. Von 0 auf 100 in langsamen Schritten wäre mein Vorschlag dazu.

 

Das Phänomen der schnelldenkenden Kinder ist einzigartig für die Eltern. Sprechen sie mit anderen Eltern werden sie gern mal belächelt. Freut sich das Kind doch nur, freu dich halt mit.

Wenn aber Kinder in Extremen Leben, kann das manchmal ganz schön fordernd sein. Für Geschwister und Eltern und vor allem für das Kind selbst. Im Alltag, aber umso mehr in besonderen Situationen und Momenten. Gerade dann, wenn wir sowieso schon stark gefordert sind, sich den Gefühlen gefühlstarker Menschen zu stellen braucht Kraft.

 

Doch wie verhalten wir uns als Eltern im Idealfall in solchen – eben diesen extremen Situationen? Wir brauchen eigentlich unsere Energie für uns selbst, für die Situation und für das Kind. Wenn das Kind aber all unsere Energie futtert und noch viel mehr, bleibt manchmal nicht viel übrig für die eigentliche Situation oder für uns selbst. Ganz zu schweigen davon, dass das „richtige“ Reagieren auf diese Situation schnell zu kurz kommen kann.

Wer kennt es nicht, sobald Ruhe eingekehrt ist, suhlt man sich als Eltern schnell im schlechten Gewissen.

 

Hätte ich doch liebevoller reagiert…hätte ich doch mehr Kraft gehabt… hätte ich doch besser zugehört… wäre es doch bloß nicht gerade so eilig gewesen….wäre ich doch eine bessere Mutter!

 

 

Auch wenn wir wissen, nicht immer können wir 120% perfekt sein, so nagt es doch an uns. Bei anderen sieht es doch auch so einfach aus. Doch ein Leben mit schnell denkenden und viel fühlenden Kindern ist an besonderen Gelegenheiten intensiv. Intensiver als bei anderen.

Was brauchen unsere Kinder?

Ein starkes Selbstwertgefühl um im Alltag gut zurecht zu kommen. Sie brauchen die Gewissheit, dass sie gut sind, wie sie sind. Spüren sie doch selbst am meisten, dass sie „anders“ sind als die meisten um sie herum. Die  (hoch- ) Sensibilität als wertvolle Eigenschaft des Kindes anerkennen und so dazu beitragen, dass unsere feinfühligen Kinder und Jugendlichen den Weg ins Leben mit Kraft und Stolz meistern sollte ganz oben auf der To-Do Liste der Eltern stehen.

 

 

Ein hochsensibler Mensch wird  von Außenstehenden oft als „zu viel“ gesehen. Zu viele Emotionen, zu viele Ängste und Sorgen. Zu viel an Weichheit oder Gefühl. Was aber wäre, wenn wir es schaffen, unseren Kindern beizubringen, dass es eben dieses „ zu viel“ ist, welches ihnen im Laufe des Lebens unterstützend zur Seite stehen wird? Wenn diese Empfindlichkeit nicht überempfindlich ist, sondern ein Geschenk, an dem sie sich orientieren können.

 

Wenn eine hohe (erhöhte) Reizaufnahme etwas Gutes ist und die komplexe Verarbeitung der Reize in Sekundenschnelle zu einem Retter in vielen Momenten ihres Lebens werden kann.

Die Frage, die sich mir stellt ist einzig; warum werden Menschen und vor allem Kinder mit so einer großartigen schnellen Aufnahmefähigkeit im Denken und in den Emotionen in Schnelligkeit und Hast gedrängt, während Menschen, die eher schlicht sind in ihren Emotionen erscheinen als „normal“ dargestellt werden. Warum darf nicht jede:r so sein, wie er oder sie eben will. Und warum schaffen wir es nicht, den feinfühligen Menschen mehr Raum zu geben, um ihre Fähigkeiten und Emotionen zu leben.

 

Weil wir als Eltern ebenfalls viel zu oft in Situationen stecken, die von uns Eile erfordern. Schnelle Entscheidungen und Gradlinigkeit. Kinder, die anders denken aber brauchen viel mehr Zeit. Zeit für Liebe und das Verständnis von Menschen, die sie lieben. Jemanden der sie hört und sieht, ohne zu kritisieren.

 

Von einem Extrem ins andere

Über alle Maßen betrübt, weil in der schule jemand was Gemeines gesagt hat und ganz plötzlich wieder himmelhochjauchzend weil es doch nicht so gemeint war.

Wütend über einen Streit unter Geschwistern  und schwuppdiwupp wieder fröhlich lachend gemeinsam spielen.

Voller Sorge vor dem nächsten Test in der Schule, um dann festzustellen, dass er eigentlich ganz einfach war.

Traurig bis ins tiefste Mark vor Einsamkeit und eine Sekunde danach in geselliger Runde lieber Freund:innen vor Liebe übersprudelnd.

Das ist ebenso für das Kind, wie für die Eltern eine Fahrt in der Achterbahn; mitunter täglich mehrmals.

 

Wenn dein Kind also auch in Extremen lebt und der nächste Geburtstag schon Wochen vorher für alle anderen anstrengend erscheint, dann nimm dir Zeit. Zeit dafür, diese Aufregung mit zu er-leben. Sie zu fühlen und zu schauen, wie es dir damit geht. So können wir es schaffen, die erhöhte Sensitivität der Kinder, die sich im Außen zeigt mit einer intensiven Intensität und einem extremen Verhalten zu wertschätzen.

 

Konzepte und Begrifflichkeiten, eines vermeintlich normalen Verhaltens anderer müssen dafür nicht erst infrage gestellt werden. Wir müssen schlichtweg dafür Sorge tragen, dass jede:r die Möglichkeit hat, sich so zu leben, wie er oder sie nun einmal ist. Und das ebenso extrem sensitiv, wie eher schlichtes Empfinden beiderseitig normal ist. Die Einzigartigkeit des Individuums so zu achten, dass aus hochsensiblen Kindern glückliche und selbstbewusste Erwachsene werden.

 

Spannenderweise werden willensstarke Kinder mit diesen vorteilhaften Merkmalen als beschrieben.

  • Sind früh wach und aktiv
  • Sind neugierig und wissbegierig
  • Sind gern sehr anhänglich und schutzbedürftig
  • Sind sehr freiheitsliebend
  • Sind sehr selbstbestimmt
  • Sind sehr emotional intelligent, spüren, ob es jemand gut mit ihnen meint ( oder eben nicht)
  • Besitzen eine extreme Feinfühligkeit und spüren das zwischen den Zeilen

 

Hochsensible  und hochbegabte Kinder besitzen eben diese Eigenschaften auch. Und noch viel mehr. Genau das sollten wir als solches anerkennen und wertschätzen.

 

 

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