Für Hochsensible Menschen spielt die Gefühlswelt eine wichtige Rolle im Leben. Gerade jetzt. In Zeiten wo ein Virus die Welt verändert nehmen sie noch mehr Reize auf als andere Menschen.
Während für die einen ein Tragen eines Mund und Nasenschutzes gar kein Problem darstellt kann es für sensible und feinfühlige Menschen eine regelrechte Herausforderung bedeuten.
Die feinen Antennen feinfühliger Menschen sorgen dafür das sie sich unwohl fühlen unter der Maske. Sie können weder den Gesichtsausdruck anderer Menschen wirklich erkennen, noch können sie sich unter ihrer Maske frei artikulieren.
Sich selbst zurücknehmen oder rebellieren?
Nicht nur, das sich sensible Kinder an den ungewohnten Gerüchen und anders klingenden Stimmen stören, sie fühlen auch mit. Mit anderen und mit der ganzen Welt. Für die einen mag das banal klingen, für andere aber nicht.
Und hier will ich auch das hochbegabte Kind mit einschließen, denn auch wenn es Kinder gibt die ausschliesslich hochbegabt sind und nicht dazu noch die extreme Sensibilität an den Tag legen, so können sie doch schneller um die Ecke denken. Sie erkennen das Leid der Welt und verstehen nicht das es sich hier so anfühlt als wäre alles normal.
Corona Lockerungen, Wiederbeginn der Schule, umfangreiche Auflagen die befolgt werden müssen. Zumindest an einigen Schulen. An anderen wiederum nicht.
Das alles belastet unsere Kinder. Die einen mehr, die anderen weniger. Als Mutter stehen wir – gerade jetzt – hilflos daneben. Schreckensmeldungen von Gesundheitsämtern die in einer möglichen Quarantäne der Kinder mit Wegnahme und Wegsperren drohen wenn man sich nicht an Auflagen hält setzen dem Ganzen die Krone auf. Unsere Kinder bekommen das alles mit. Sie nehmen am Rande auf, das sich Eltern Sorgen machen, sie spüren das Mitschüler Angst haben, sie sehen was in der Welt passiert. Das Tragen einer Schutzmaske hilft sicher bei der Unterbrechung des Virus. Es ist eine wichtige Maßnahme die wir brauchen um nicht in der 2. Welle unterzugehen. Die Frage ist aber, muss das sein? Müssen unsere Kinder in der Schule sitzen mit all ihren MitschülerInnen? Müssen die Kinder zwingend 6 Stunden und mehr in der Schule sitzen? Brauchen sie all das geballte Wissen der uralten Lehrplanes gerade jetzt? Ist es wichtig, das die gesamte Schülerschaft gleichzeitig in der Schule ist? Das alle gemeinsam und gleichzeitig Pause haben? Müssen sie in den Pausen eine Maske tragen? Muss es sein, das in der einen Schule auch eine Maske im Unterricht getragen werden muss, während in der Schule nebenan explizit mitgeteilt wird, Abstand wäre nun nicht mehr nötig? Ist es zwingend wichtig, alle Fächer im Präsenzunterricht zu beschulen? Ist es nicht möglich, den Lehrplan an die aktuelle Lage anzupassen?
Ich frage mich, wie fühlen sich unsere Kinder dabei? Bei all dem Hin- und Her. Bei all dem Chaos. Bei all dem Leid und den eigenen Ängsten und Sorgen.
Hinterlässt Corona einen bleibenden psychischen und emotionalen Schaden bei den Kindern?
Fakt ist:
Eine Schutzmaske zu tragen ist wichtig.
Fakt ist aber auch:
Für manche Menschen ist es eine Qual!
Das gilt sicher nicht nur für anders denkende und hochsensible Kinder. Was ist mit denen die mit Asthma kämpfen? Was ist mit denen die eine Allergie haben, was ist mit Kindern die eine Atemwegserkrankung haben oder mit denen die sich keine hochwertigen Masken leisten können?
Gerade hochbegabte und vor allem hochsensible Kinder können unter der Maske besonders leiden. Sie brauchen das Sehen der Emotionen im Gesicht gegenüber. Kinder brauchen das Gefühl von Nähe und Geborgenheit. Abstandsregelungen lassen sie sich hilflos fühlen. Traurig und allein. Die Maske als Unwohlfaktor kennen selbst viele Erwachsene. Für Kinder ist es auch auf der logisch erklärbaren Ebene nur schwer zu verstehen.
Was wäre die Alternative?
Alternativen gibt es kaum. Schule ist wichtig, Maske auch. Homeschooling hat zwar nach aussen hin einigermaßen gut funktioniert, aber eben auch nicht wirklich perfekt. Zu schlecht die technischen Bedingungen, die Leistungsbereitschaft einiger Kinder im Spielzimmer zuhause mehr als grenzwertig. Überforderte Eltern und Lehrer. Der Lehrplan will trotzdem eingehalten werden. Die Behörden drohen nicht zum Spass, sondern aus Verzweiflung. Keine Situation die einfach zu händeln ist. Für keinen von uns.
Für unsere Kinder aber noch viel schwerer.
Was wäre wenn zwar ein Tragen der Maske in öffentlichen Räumen vorgeschrieben wäre, aber
…Schule und Schulfächer aufgeteilt wären in unterschiedliche Wichtigkeit…
durch diese Unterteilung wären die Klassen / Schulen jeweils nur zur Hälfte gefüllt ( Abstand einfacher, evtl sogar ohne Maske möglich auf dem Hof)
…die “wichtigen ” Fächer in der Schule unterrichtet werden, die anderen im Homeschooling…
das Homeschooling könnte mehr “ohne Druck” stattfinden. Eltern sollten Eltern sein und nicht Lehrer. Das funktioniert nicht! Die Kinder brauchen Zuspruch und die Fürsorge der Eltern, gerade JETZT, sie brauchen nicht noch mehr Druck zuhause
…Kinder einen Platz hätten an dem sie einfach nur Kind sein dürfen…
aktuell geht es kaum irgendwo. In der Schule müssen sie funktionieren wie kleine Soldaten. Abstand, Hygiene, Schutz an vorderster Front. Sie können nicht auf dem Pausenhof toben, haben kleine Ecken pro Klasse zugeteilt. Wenn es glücklich läuft gibt es gerade in der Ecke auch Spielzeuge, wenn nicht dann können die Kinder mit Abstand auf dem Hof ohne Spielchen einfach sitzen und ihr Brot essen. Sie können weder in die Kletterhalle noch ihre Freunde wirklich treffen, werden aber angehalten überall ruhig zu sein. Zuhause wird gelernt und gearbeitet. Ruhe. In der Schule müssen sie lernen und aufpassen. Ruhe. Auf dem Hof wird Abstand gehalten. Es darf ein wenig lauter sein, sonst versteht der andere mich ja nicht. Aber getobt werden darf nicht. Die Liste ist lang.
…die Kinder einfach mal einen Tag von Zuhause arbeiten könnten, wenn sie die Maske und den Abstand nicht ertragen…
… Kindern – gerade JETZT – ein wenig mehr Fürsorge und Geborgenheit zugetragen werden könnte….
…
Ich weiß, das vieles nicht umsetzbar ist. Ich weiß, das die Behörden es so gut umsetzen, wie sie eben können. Ich weiß aber auch, das gerade sensible Kinder mit der aktuellen Situation restlos überfordert sind und niemand ihnen diese schwere Last abnehmen kann.
Die Folgen werden auch noch in ein paar Jahren spürbar sein.