Hochbegabung kann sich bereits im Kita Alter zeigen. Erzieher und Eltern sind sensibilisiert. Seit einigen Jahren ist Hochbegabung schließlich gesellschaftstauglich. So ist es selbstverständlich, das Konzepte zur Begabtenförderung in den Kitas gut durchdacht sind. Kinder die extra Förderung und Forderung brauchen werden gesehen und mit speziellem Input gefüttert. Die Zusammenarbeit zwischen Erziehern und Eltern läuft super und die kleinen Schlauberger integrieren sich durch die achtsame Unterstützung der ErzieherInnen wie von selbst in die Gruppe. Die Kinder gehen gern in den Kindergarten. Dort kann doch mit anderen gespielt werden und soziale Kompetenzen können aufgebaut werden….. Es hört sich so toll an, so einfach, so wunderbar. Doch so einfach ist es leider nicht immer. Denn viele Konzepte werden in den Kitas nicht wirklich gelebt, viele ErzieherInnen sind mit dem Erkennen von hochbegabten Kindern überfordert und viele hochbegabte oder auch hochsensible Kinder gehen NICHT gern in den Kindergarten. Zu laut, zu voll, zu wenig Zeit für sich selbst, zu wenig Rückzugsmöglichkeiten und zu wenig gesehen werden seitens der Pädagogen.

Deutsche  Kitas offenbaren ihre wunderbaren Konzepte zur Begabten Förderung. Ob die ErzieherInnen aller Kitas aber eine entsprechende Fortbildung haben sei zu bezweifeln. Ob sie die Kinder individuell betrachten und sehen ebenso.

Hochbegabte Kinder sind in ihren Begabungen so individuell das sie sich nicht über einen Kamm scheren lassen. Fallen sie aus der Reihe ist es oft einfacher, sie zur ärztlichen Diagnostik zu schicken als sie individuell zu betreuen. Das “anders- seins” ist schnell erkannt. Aber das „anders-sein“ kann oft nicht korrekt eingestuft werden.

Ihr Kleiner fragt so viel. Das ist doch nicht normal.

 

Wir haben zwar Konzepte zur Förderung begabter Kinder, doch haben wir nicht genug Ressourcen um diese Umzusetzen. Fachliche Unsicherheit lässt ErzieherInnen lieber “nach unten” entscheiden. Die Kinder sind anders, also ab zum Arzt; als eine Art Selbstschutz. Zugeben, das man überfordert ist, möchte man ja auch nicht. Das sähe blöd aus. Dann doch lieber das Kind als “blöd” einstufen.  Es wird meine Entscheidung ja (noch) nicht hinterfragen.

Hohe Begabungen individuell einzuordnen ist tatsächlich gar nicht so schwer wie es aussieht. Es bedarf aber einiger Zeit und gründlicher Beobachtung. Die im Kindergartenalltag oft nicht gegeben ist.

25 Kinder mit 2 ErzieherInnen, es muss gebastelt werden, mit Puppen gespielt und mit Autos gefahren werden. Wenn die Gruppe auf dem Hof spielt muss auch noch geplaudert werden.  So viel Zeit muß sein. Der Tag ist lang und die Kids sind laut. Verständlich das da der Kaffe zwischendurch nicht fehlen darf. Doch wie soll ich da erkennen das ein Kind andere Dinge im Kopf hat als wortlos mit Puppen zu spielen. Die Kinder individuell zu sehen ist nicht drin. Wenn das Kind dann noch weint weil es in die Kita soll dann hat es sicherlich Ablösungsschwierigkeiten. Die Mutter ist schuld. So einfach, schuld zuzuweisen, während nicht gesehen wird, das das Kind einfach in der Kita nicht glücklich ist. Nicht weil die Mutter es ihm nicht beigebracht hat, sich anständig zu lösen. Sondern weil es einfach dort nicht hinpasst.

Forderungen der Eltern sind optimal. Doch sieht es nach aussen so aus als wären die Übermütter dieser Zeit viel zu fokussiert auf ihre Kleinen. Mit 5 muss man doch wirklich nicht Chinesisch lernen.

 

Lass das arme Kind doch mal spielen

Die Schwierigkeit wenn ein Mädchen nicht gern in den Kindergarten geht wenn es ihm da zu langweilig ist oder ein Junge in der Kita Gruppe ständig den Clown gibt weil er nicht genug Input bekommt rächt sich am Nachmittag. Das Kind ist gestresst und genervt. Und ja, auch ein Kind kann zeigen das es gelangweilt ist. Und ja, es gibt Kinder, die können das auch schon in jungen Jahren sagen und äussern. Und ja, Begabung zeigt sich nicht immer direkt. Manchmal muss man tiefer schauen um sie zu erkennen. Nicht jedes hochbegabte Kind zeigt seine Begabung gern und offen. Manchen ist sie “unangenehm”, manche denken sie müssen sich “nach unten” anpassen. Manche wollen einfach nur dazugehören und tun so als würden sie Fragen zu Buchstaben die sie schon seit Monaten kennen nicht verstehen.

Man könnte meinen das es ausreichend ist, die Kinder im Kita Alltag gut zu integrieren. Die besondere Förderung wegzulassen. So lernen sie ihren Sozialkompetenz aufzubauen und erhalten Antworten auf ihre Fragen dann eben erst in der Schule. Doch interessanterweise reicht es eben nicht.  Fragen, Aufgaben, Themen wollen bearbeitet und beantwortet werden. Ansonsten zieht ein Kind sich zurück. Unabhängig davon ob hoch- teil- oder “normal” begabt. Kinder wollen gesehen werden, ebenso wie wir Erwachsenen. Das Beantworten der Fragen gibt dem Kind die Möglichkeit sich zu offenbaren, sich zu entfalten. Seine Interessen zu zeigen. Zu lernen das es wichtig ist und gut, Fragen zu stellen. Die Möglichkeit das auszuleben hilft den Kindern dabei, ein glückliches Leben zu führen. Ein ständiges: jetzt nicht oder musst Du immer so viel Fragen hindern so an einer Entfaltung eines gesunden Selbstwertgefühl.

Liebe ErzieherInnen, ich weiss, ihr macht einen tollen Job. Viele von Euch sind sensibilisiert auf das Thema Hochbegabung. Das ist toll.

Ich weiß, wenn Mütter kommen und fordern, schaut doch mal genau hin dann ist das nicht immer einfach.

Ich glaub, mein Kind ist hochbegabt.

Das ist kein Affront gegen Euch. Keine Gemeinheit und kein Niedermachen Eurer Fähigkeiten. Es ist ein Hilferuf. Sieh mich, sieh mein Kind und zeig mir, wie ich damit umgehen soll. Es geht nicht darum, sich auf den Schlips getreten zu fühlen, sondern zu zeigen wir ziehen an einem Strang. Auch wenn ich Zweifel, Ich nehme Deine Beobachtungen ernst. Und auch wenn ihr denkt, das das Kind im Kindergarten nicht hochbegabt wirkt, kann es dennoch sein das ihr einfach noch nicht die Zeit hattet es zu erkennen. Auch wenn ihr selbst super ausgebildet seid. Eine Hochbegabung kann sich auf vielerlei Ebenen zeigen. Sie zu erkennen ist manchmal ein wahres Wunder. Denn Kinder, die gern zeigen was sie auf dem Kasten haben gibt es selbstverständlich auch. Diese müssen aber nicht zwingend hochbegabt sein.

 

Eine Zusammenarbeit mit Eltern ist unabdingbar. Nehmt Euch die Zeit für einen Austausch auf Augenhöhe. Es lohnt sich. Denn auch wenn hochsensible und hochbegabte Kids sich oft nicht wirklich wohlfühlen in der Kita, so ist es doch das Ziel das sie es tun. Mit speziellen Fördermaßnahmen und Gesprächen kann dies erreicht werden.

Hochbegabte und hochsensible Kinder möchten

  • gesehen werden
  • Rückzugsmöglichkeiten auch in der Kita haben
  • nicht das die Erzieher mit Ihnen reden als wären sie ein Kind, sie wollen behandelt werden wie jemand der versteht
  • ihre Fragen beantwortet wissen auch wenn die Antwort nicht immer leicht ist. Ein: das erklären ich Dir in 20 Jahren ist nicht gewünscht. Besser wäre eine ehrliche Antwort: ich weiß gerade nicht, wie ich es erklären soll.
  • Zeit haben zum antworten. Wenn die Mutter sagt, das Kind kann alle Buchstaben dann lasst ihm Zeit zum antworten wenn es in der Kita buchstabieren soll
  • sich sicher fühlen, sie haben das Gefühl sie wissen was passieren wird. Sie denken bevor sie handeln und das hindert sie oft am handeln. Vor allem wenn es nicht erklärt wird. (Beispiel: ein Kind rutscht. Das “normal” begabte Kind rutscht und hat Spass. Ein hochbegabtes Kind: steht oben auf der Rutsche und analysiert was alles passieren könnte. Dann rutscht es eben nicht, oder es bekommt genug Zeit zum darüber nachdenken und darüber sprechen was alles passieren könnte und entscheidet dann ob es wagen soll zu rutschen oder eben nicht)
  • gefordert werden, immer und überall. Hilfreich wäre es schon mit den Kids zu reden. Sie teilhaben zu lassen an Entscheidungen, ihnen Entscheidungen zu erklären und sie nicht einfach festzustellen
  • (mit Erwachsenen) reden, reden, reden.
  • oft nicht mit Kindern gleichen Alters spielen da die Interessen einfach extrem unterschiedlich sein können

Sie fühlen sich oft zu älteren hingezogen, können aber mit ihren Sozialkompetenzen nicht mithalten.

Sie fühlen sich oft von alleine anders und wissen nicht, wie sie dazugehören können.

Ihnen fehlt es oft an echten Freunden.

Sie nehmen Reaktionen anderer sensibel wahr und reagieren darauf entsprechend. Können ihre eigenen Reaktionen aber oft noch nicht gut filtern.

 

 

 

 

 

 

3 Gedanken zu “Hochbegabte Kita Kinder”

  • Ja, das kennen wir nur zu gut. Seit einem Jahr will unser Kind partout nicht mehr hin und sie ist 4. Gespräche mit den Erzieherinnen führten bisher zu nichts.
    Man will sich einfach nicht mit diesem Thema auseinandersetzen, auch schon bei der älteren Schwester nicht. In der Schule hat man die besondere Begabung nach nicht mal zwei Monaten festgestellt.
    Dieser Artikel spricht ins aus der Seele.

    • Lieben Dank für Dein liebes Feedback. Ja, es ist manchmal echt verrückt. Und erschwert das Leben so oft. Tatsächlich begreife ich einfach nicht, das man sich uns Eltern regelrecht in den Weg stellt. Aber wir wachsen alle mit unseren Aufgaben. Herzlichen Gruss. Sunita

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