Eltern sein ist eine Freude und Wonne, Eltern sein kann aber auch fordern. Eltern zu sein bedeutet immer Arbeit und ein lernen mit den Aufgaben die auf uns zukommen. Eltern hochbegabter Kinder aber stehen vor einer besonderen Herausforderung. Sie fühlen sich allein.
Eltern
Mit Beginn der Vermutung das eigenen Kind könnte hochbegabt sein beginnt eine Art Kreislauf auf dem wir nur schwer alleine wieder rauskommen. Zu allererst die Überlegung: Wer könnte das genauso sehen wie wir. Wer kennt das Kind gut genug um eine eventuelle Hochbegabung auch zu sehen. Wir stöbern im Netz, finden allerlei oberflächliche Informationen. Zum Teil sind sie hilfreich, zum Teil hat man das Gefühl es will einfach etwas vermarktet werden.
Dann werden die Erzieher gefragt oder die Lehrerinnen. Die haben selstverständlich auch bereits gemerkt, das mit dem Kind “etwas nicht stimmt”. Sind aber der Überzeugung es wäre lediglich ADHS, oder eine ander Art Aufmerksamkeitsstörung. Idealerweise hat man dann einen fähigen Kinderarzt. Aber auch dort kann es Dir passieren das Du auf die Vermutung Hochbegabung ein lapidares: ja Und? erhältst. Die Annahme das alle Kinderärzte sich dem Thema bewusst sind ist ein wenig weit hergeholt. Auch dort gibt es einige die den Gedanken dahinter, nämlich das das Kind unglücklich ist, wenn es nicht entsprechend gefordert wird (noch) nicht erkannt.
Helikopteralarm
Wohin also mit der Vermutung, das eigene Kind sei hochbegabt. Vielleicht täuscht es ja auch. Vielleicht war die Vermutung doch falsch, wenn ALLE anderen es nicht sehen. Einige Zeit vergeht, die Vermutung wird vergessen. Eines Tages jedoch (gern auch alle paar Wochen, wenn ein neuer Entwicklungsschub bevorsteht) ist sie wieder präsent. Mehr als je zuvor. Also doch. Und nun? Weiteres stöbern im Netz. Im Idealfall gerät man bei der Suche dann auf eine Beratungshotline der Behörde oder der DGHK (Werbung da Namennennung, aber unbezahlt). Die Stadt Hamburg,beispielsweise hat eine kostenlose Beratungshotline. Auch kann man sich dort mit den Psychologen vor Ort treffen und gemeinsam Entscheidungen für den weiteren Weg treffen. (Das Gefühl von alleine sein verschwindet ganz schnell). Dann die Entscheidung.
Intelligenztest ja, oder nein?
Ich plädiere ja eindeutig für einen Test. Nicht, weil es wichtig wäre, wie begabt das eigene Kind ist. Sondern weil die Bestätigung eines Aussenstehenden und das auch noch schriftlich Erzieher und Lehrer überzeugen wird. Die einfache Aussage der Eltern reicht nicht aus. Das wird zu gern angezweifelt. Eine schriftliche Bestätigung aber überzeugt auch Skeptiker. Wie dann damit umgegangen wird ist eine andere Frage. Viele Pädagogen sind froh über die Bestätigung, wissen es aber nicht immer in der Umsetzung zu verbessern. Das ist aber ein anderes Thema.
Wie gehen wir als Eltern mit der Bestätigung der Hochbegabung um? Wem erzählen. Den Großeltern. Ja, Freunden, vielleicht auch noch. Aber spätestens bei Bekannten hört es doch auf. Prahlen wollen wir ja auch nicht. Das merkwürdige auch, selbst einige Freunde schauen uns plötzlich mit ganz anderen Augen an. Nicht stolz und bewundert. Sondern eher abschätzend und als hätten wir nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dein Kind ist hochbegabt? Wenn es denn so schlau ist, warum sitzt es dann nicht ununterbrochen am Schreibtisch und lernt für die Schule? Warum verhält es sich dann so wie es sich eben verhält. Hochbegabte sollten doch bitte begabt sein und schlau und pfiffig. Sie sollen funktionieren und zwar besser als alle anderen. Sie sind ja schlau. Und wenn sie nicht so funktionieren, wie andere es erwarten dann ist das Ergebnis sicher falsch, oder?
Nicht alle denen man von der Begabung der Kinder erzählt kommen gut damit zurecht. Einige sind skeptisch, andere beobachten von nun an alles an Deinen Kindern abschätzend. Wiederum andere wenden sich komplett von Dir ab. Du mit Deinem hochbegabten Kind willst doch nur angeben.
Das führt dann dazu das Du es nicht mehr erzählst. Wem denn auch. Haben ja die wenigsten Verständnis darüber. Ganz zu schweigen davon, das sie dann noch von den Herausforderungen im Alltag wissen wollen. Wenn Dein Kind schon so schlau ist, dann sei doch froh. Du stehst vor Herausforderungen im Alltag? Dann ist der Test wohl doch falsch. Ganz einfache Schlussfolgerung eben. Können doch auch nicht so schlaue erkennen. Die Schlauen sollen sich auch schlau verhalten, tun sie es nicht. Sind sie auch nicht schlau. Ob das Kind oder die Eltern es sich ausgesucht haben hinterfragt keiner.
Und die Herausforderungen kommen. Nicht nur das nicht alle Kinder in der Schule einfach funktionieren wie es die Gesellschaft von ihnen erwartet. Hochbegabte Kinder besonders haben oft einmal keine Lust, sich den Gegebenheiten anzupassen. Sie laufen nicht einfach mit. Das ist auch gut so. Ein eigener Kopf mit eigenen Gedanken und Wünschen, der sich gern durchsetzt. Wunderbar. Aber eben oft nicht in der Schule. Denn da sind Querdenker auch ein Stück weit anstrengend. Sie haben besondere Bedürfnisse und die wollen gestillt werden. Für die Eltern ist das eine Gratwanderung zwischen dem Kind beizubringen sich auch mal anzupassen und trotzdem glücklich zu sein. Andere Eltern wollen das nicht erkennen. Und so kommt es, das Eltern hochbegabter Kids viel zu oft alleine dastehen. Sie wursteln sich durch die Schule und hoffen es irgendwie hinzubekommen. Die Kids ebenso.
Die Frage bleibt, warum es denn so schwer fällt Eltern so zu nehmen wie sie sind. Und die Kinder ebenso. Warum denken wir, wir dürfen darüber urteilen wenn Eltern nicht weiter wissen. Wenn sie Herausforderungen erzählen oder sie meistern. Warum dürfen Eltern hochbegabter Kinder nicht stolz sein auf ihr Kind und trotzdem manchmal nicht wissen wie sie das Kind zur Schule überreden können. Warum können Eltern hochbegabter Kinder ihren Freunden nicht erzählen das das Kind schneller denkt als andere. Ohne das die Freunde sich gleich herabgesetzt fühlen. Warum gibt es nicht genug offizielle Anlaufstellen die genutzt werden können um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und nicht immer das Gefühl haben zu müssen, Ich bin anders. Mein Kind ist anders.
Warum fällt es vielen so schwer zu erkennen wie individuell Kinder sind. Mit eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Sorgen. Und mit einem eigenen Verstand. Bei dem einen mehr, dem anderen ein wenig weniger, allen aber so wie es zu ihnen passt.
Ein Gedanke zu “Eltern hochbegabter Kinder”